Neu­ro­plas­ti­zi­tät und Zahn­ge­sund­heit

Was hat die Neuroplastizität, also die Fähigkeit des Gehirns, zeitlebens neue neuronale Verbindungen zu knüpfen, mit Zahngesundheit zu tun? Aus schulmedizinischer Sicht rein gar nichts, aber aus holistischer Betrachtung mehr als wir glauben.

Wer Schmer­zen oder Kari­es an sei­nen Zäh­nen hat, geht davon aus, dass die­se Beschwer­den ein­zig und allein vom Zahn­arzt behan­delt wer­den kön­nen. Den wenigs­ten Men­schen ist bewusst, dass das Sym­ptom am Zahn, sei es ein Sub­stanz­de­fekt wie Kari­es oder ein ent­zünd­li­cher Pro­zess wie Par­odon­ti­tis, etwas mit ihnen selbst, ihren Gedan­ken und Gefüh­len zu tun haben könn­te. Es scheint offen­sicht­lich und wis­sen­schaft­lich belegt zu sein, dass schlech­te Zahn­hy­gie­ne und ein Zuviel an Zucker für die­se Defek­te ver­ant­wort­lich sind. 

Kör­per, Geist und See­le sind eine Ein­heit

Gin­gen wir frü­her davon aus, dass aus­schließ­lich die kör­per­li­che Ebe­ne in die Ana­ly­se von Krank­hei­ten und Sym­pto­men inte­griert wer­den müss­te, erken­nen immer mehr Wis­sen­schaft­ler auf der gan­zen Welt, aber auch immer mehr Ärz­te ver­schie­dens­ter Fach­rich­tun­gen, dass es weit mehr Ein­fluss-Fak­to­ren für die Krank­heits­ent­ste­hung  gibt als bei­spiels­wei­se  Ernäh­rung, Bewe­gung, Hygie­ne und Kei­me. Die Psy­cho­so­ma­tik beschreibt die Zusam­men­hän­ge von kör­per­li­chen und see­li­schen Beschwer­den, die Stress­for­schung beschreibt den enor­men Ein­fluß geis­ti­ger Zustän­de auf kör­per­li­che Pro­zes­se und die Neu­ro­plas­ti­zi­tät erklärt, wie sich unser Gehirn zeit­le­bens an äuße­re Umstän­de anpasst, um somit die Basis für Ler­nen und Wei­ter­ent­wick­lung zu legen. Es ist inter­es­sant zu erken­nen, dass die­ses Grund­ver­ständ­nis eines kom­ple­xen Zusam­men­wir­kens aller Ebe­nen von Kör­per, Geist und See­le als eine neue Erkennt­nis der Wis­sen­schaft zu sein scheint. Denn seit vie­len Tau­send Jah­ren ist in den unter­schied­lichs­ten Kul­tu­ren der Welt, die Medi­zin ganz­heit­lich betrach­tet wor­den. Nicht nur die Tra­di­tio­nell Chi­ne­si­sche Medi­zin oder das indi­sche Ayur­ve­da bezo­gen schon immer alle drei Ebe­nen in  Dia­gnos­tik und The­ra­pie ein, son­dern auch gro­ße Ärz­te unse­res Kul­tur­krei­ses, wie Hip­po­kra­tes von Kos oder Para­cel­sus taten dies. Seit der Auf­klä­rung wur­de die Medi­zin aller­dings als allei­ni­ge Instanz für kör­per­li­che Gesund­erhal­tung ange­se­hen und see­lisch-geis­ti­ge The­men wur­den der Reli­gi­on zuge­ord­net. Doch nun ver­än­dert sich die Sicht­wei­se zuse­hends, wobei Wis­sen­schaft­ler und Ärz­te erken­nen, dass  mehr als die kör­per­li­che Ebe­ne zur ganz­heit­li­chen Betrach­tung von Krank­heit und Gesund­heit gehört. 

Die Pra­xis hat mir die Augen geöff­net

Zahn­ärz­te stu­die­ren und erler­nen Tech­ni­ken zur Repa­ra­tur und Rekon­struk­ti­on ver­lo­ren gegan­ge­ner Struk­tu­ren. Sie erfah­ren, was ana­to­misch, bio­che­misch, phy­sio­lo­gisch oder auch gene­tisch hin­ter den ver­schie­de­nen Zahn‑, Mund- und Kie­fer­er­kran­kun­gen steckt. Dass es geis­tig-see­li­sche oder ener­ge­ti­sche Zusam­men­hän­ge gibt und Stress einen Ein­fluß auf das Immun­sys­tem, die Zusam­men­set­zung des Spei­chels und vie­le wei­te­re krank­heits­för­dern­de Fak­to­ren  in der Mund­höh­le hat, hör­te ich in mei­nem Stu­di­um nie. Bereits nach einem Pra­xis­jahr war mir bewusst, dass es mehr geben muss­te, als das, was ich an der Uni­ver­si­tät gelernt hat­te, denn vie­le Pati­en­ten konn­ten vor­über­ge­hend sym­ptom­frei, aller­dings nicht dau­er­haft geheilt wer­den. Aber genau das war mein Anspruch an mei­ne ärzt­li­che Tätig­keit. Also begann ich eine Zusatz­aus­bil­dung als Aku­punk­tur­ärz­tin und hör­te erst­mals über ener­ge­ti­sche Zusam­men­hän­ge auf Körper‑, Geist- und See­len­ebe­ne. Es freut mich unge­mein, dass die Wis­sen­schaft nun vie­le Jahr­tau­sen­de alte, empi­ri­sche Erkennt­nis­se bele­gen kann. Auf eine die­ser Berei­che möch­te ich in die­sem Arti­kel näher ein­ge­hen. Näm­lich die Neu­ro­plas­ti­zi­tät

Was ist Neu­ro­plas­ti­zi­tät und wie hängt sie mit der Zahn­ge­sund­heit zusam­men?

Als Neu­ro­plas­ti­zi­tät bezeich­net man die Fähig­keit des Gehirns, sich zeit­le­bens zu reor­ga­ni­sie­ren. Die Grund­la­ge dafür sind zel­lu­lä­re Anpas­sungs­me­cha­nis­men, die sich von der mole­ku­la­ren, über die zel­lu­lä­re bis zur neu­ro­ana­to­mi­schen Ebe­ne erstre­cken. Die­se Fähig­keit des mensch­li­chen Gehirns ist die Grund­la­ge von Ler­nen und Wei­ter­ent­wick­lung, aber auch Anpas­sung an unter­schied­li­che Lebens­be­din­gun­gen. Wür­de man das Gehirn eines Men­schen, der vor 1000 Jah­ren leb­te mit dem Gehirn eines heu­ti­gen Men­schen ver­glei­chen, wür­de es struk­tu­rell sehr ver­schie­den sein. Ganz ein­fach aus dem Grund, dass man heu­te ande­re Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten zum Leben benö­tigt als damals. Sobald ein Mensch sei­ne Absicht fokus­siert, den Geist auf ein Ziel lenkt, Acht­sam­keit übt, das Gan­ze mit Wohl­be­fin­den oder “Beloh­nung” kop­pelt, kann er das Gehirn an kor­re­spon­die­ren­den Stel­len wie einen “Mus­kel” trai­nie­ren und wach­sen las­sen. Erfah­run­gen füh­ren dazu, dass bestimm­te Neu­ro­nen im Gehirn zu “feu­ern” begin­nen, also akti­viert wer­den. Das wie­der­um läßt Neu­ro­trans­mit­ter aus­schüt­ten, die für die Pro­te­in­syn­the­se wich­tig sind. Dar­aus ent­ste­hen  neue Ver­bin­dun­gen zwi­schen Neu­ro­nen (Ner­ven­zel­len), was ent­spre­chen­des Zell­wachs­tum im Gehirn zur Fol­ge hat. Die­se Fähig­keit unse­res Gehirns macht man sich in der Reha­bi­li­ta­ti­on von Schlag­an­fall-Pati­en­ten zunut­ze. Hat die Hirn­blu­tung dazu geführt, dass Area­le wie bei­spiels­wei­se das Sprach­zen­trum zer­stört wur­den, bedeu­tet es nicht, dass die­ser Pati­ent nie­mals mehr spre­chen kann. Die Neu­ro­plas­ti­zi­tät und ent­spre­chen­des Trai­ning und The­ra­pie in Reha-Zen­tren ver­hel­fen die­sen Men­schen, die Spra­che neu zu erler­nen. Wir sind dem­nach ein gan­zes Leben lang Schöp­fer, kön­nen per­ma­nent Neu­es ler­nen und uns an äuße­re Bedin­gun­gen anpas­sen. Nun, was hat das alles mit der Zahn­ge­sund­heit zu tun?

Aus holis­ti­scher Sicht, haben alle Zahn­be­schwer­den einen kör­per­li­chen, geis­ti­gen und see­li­schen Ursprung. Jedem Sym­ptom liegt eine Ursa­che auf allen die­ser drei Ebe­nen zugrun­de. Lei­der fokus­siert sich die regu­lä­re Zahn­heil­kun­de haupt­säch­lich auf die kör­per­li­che Ebe­ne. Die Tra­di­tio­nell Chi­ne­si­sche Medi­zin hat uns bereits vor vie­len Tau­send Jah­ren beschrie­ben, wel­che see­lisch-emo­tio­na­len Aspek­te mit den ein­zel­nen Meri­dia­nen gekop­pelt sind und Dr. med. Rein­hold Voll (1909­-1989) ergrün­de­te in den 50er Jah­ren die Zusam­men­hän­ge von Zahn­fä­chern und Meri­dia­nen. Ent­spre­chend weiss man in der ganz­heit­li­chen Zahn­me­di­zin, wel­che see­li­schen The­men über die kor­re­spon­die­ren­den Meri­dia­ne mit den Zäh­nen gekop­pelt sind. Ande­rer­seits hat in den 80er Jah­ren Dr. Johan­nes Edel­mann mit der Psy­ch­odon­tie wich­ti­ge neue Erkennt­nis­se über die Signa­tur der Zäh­ne und deren see­lisch-geis­ti­ge The­men gewon­nen. Was heisst das in Bezug auf Kari­es und Co?

Emo­tio­na­le, trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen, die nicht gelöst wer­den, kön­nen zu Blo­cka­den  und zu ent­spre­chen­den Ver­än­de­run­gen im Gehirn füh­ren (auf­grund der Neu­ro­plas­ti­zi­tät). Sie kön­nen aber auch zu ener­ge­ti­schen Blo­cka­den im ent­spre­chen­den Meri­di­an und dar­über im kor­re­spon­die­ren­den Zahn­fach füh­ren. Auf die­ser ener­ge­ti­schen “Man­gel­ver­sor­gung” kann ein mani­fes­tes, struk­tu­rel­les Sym­ptom auf kör­per­li­cher Ebe­ne, also dem Zahn ent­ste­hen, wenn wei­te­re Umstän­de (z.B. schlech­te Ernäh­rung, schlech­te Mund­hy­gie­ne, geschwäch­tes Immun­sys­tem,…) zusam­men­kom­men. Repa­riert man nun ledig­lich den Defekt am Zahn und ver­nach­läs­sigt die bei­den ande­ren Ebe­nen, kann es dazu füh­ren, dass das Sym­ptom immer wie­der­kehrt. Zum Bei­spiel eine Kari­es, die sich erneut unter einer Fül­lung oder am Fül­lungs­rand bil­det. Selbst­ver­ständ­lich kann die­se auch das Resul­tat einer unsau­be­ren zahn­ärzt­li­chen Fül­lungs­the­ra­pie sein, aber ich gehe gene­rell davon aus, dass mei­ne zahn­ärzt­li­chen Kol­le­gen sehr genau arbei­ten. 

Was ist der Nut­zen für die Zahn­ge­sund­heit?

Das Wis­sen, dass jeder ein­zel­ne Mensch Ein­fluss auf emo­tio­na­le Reak­ti­ons­mus­ter durch die Ver­än­de­rungs­mög­lich­kei­ten im Gehirn hat, ist geni­al. Auch das Wis­sen dar­über, dass die Neu­ro­pla­ti­zi­tät zeit­le­bens funk­tio­niert und durch das Zusam­men­wir­ken von ziel­ge­rich­te­ter Auf­merk­sam­keit, Fokus und posi­ti­vem Wohl­be­fin­den zu phy­si­schen, struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen führt, gibt Hoff­nung. Denn dadurch ist der Betrof­fe­ne in der Lage, alte Mus­ter zu ver­än­dern, die die Grund­la­ge von phy­si­schen Sym­pto­men dar­stel­len kön­nen. Um die­se Pro­zes­se posi­tiv zu unter­stüt­zen, sind Acht­sam­keits­übun­gen, aber auch kör­per­li­che Bewe­gun­gen, die das Wohl­be­fin­den stei­gern (z.B. Yoga, Qi-Gong, Tai-Chi) sehr nütz­lich. Dr. Dani­el J. Sie­gel beschreibt die­se Mög­lich­kei­ten sehr ein­drück­lich in sei­nem Buch “Die Alche­mie der Gefüh­le”. Ich selbst habe zwei wun­der­vol­le und ein­fa­che Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, die genau die­se Mög­lich­kei­ten stär­ken: Das “Yoga für gesun­de Zäh­ne” und den “Tooth-Mind-Scan”. Es ist immer wie­der beein­dru­ckend zu erle­ben, dass Pati­en­ten, die sich ein Leben lang um gute Ernäh­rung und per­fek­te Mund­hy­gie­ne (Pro­fes­sio­nel­le Zahn­rei­ni­gung und Prä­ven­tiv­maß­nah­men) bemü­hen und trotz­dem immer wie­der neue Sym­pto­me ent­wi­ckeln, das Ruder her­um­rei­ßen kön­nen, sobald sie das Licht auf die bei­den ande­ren Ebe­nen wer­fen und bei­spiels­wei­se durch das regel­mä­ßi­ge Medi­tie­ren oder Zahn­yo­ga prak­ti­zie­ren, mehr Balan­ce ihrer Zahn­ge­sund­heit errei­chen. Jeder Mensch ist in der Lage, das Zep­ter der eige­nen Gesund­heit in die Hän­de zu neh­men und lang­fris­tig für mehr ganz­heit­li­che Gesund­heit zu sor­gen. Ich fin­de, dass sind gute Aus­sich­ten.

Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen

Wer nun rich­tig neu­gie­rig ist und noch wei­ter in die­se Zusam­men­hän­ge ein­tau­chen und zum Exper­ten für die eige­ne Zahn­ge­sund­heit wer­den möch­te, hat die­sen Monat (Sep­tem­ber 2019) die Mög­lich­keit dazu. Im Mem­ber, dem exklu­si­ven Mit­glie­der­be­reich, ist das Monats­the­ma im Sep­tem­ber: Neu­ro­plas­ti­zi­tät, Geist und äthe­ri­sche Öle.

Herzlichst

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